„Das Leben eines Menschen ist eine ganze Welt!“

Alwin Meyer, renommierter Autor und langjähriger Forscher im Bereich der Überlebensgeschichten von Kindern in Auschwitz, besuchte vom 12. bis 15. Mai in einer von der Europaschule Dortmund geplanten Vortragsreihe sieben verschiedene Dortmunder Schulen. Mit bewegenden Worten, berührender Authentizität sowie  eindrücklichen Geschichten hat Alwin Meyer dabei an das Schicksal von Kindern in Auschwitz erinnert. Unter dem Titel „Vergesst uns nicht!“ schilderte Meyer die Lebensgeschichten von Menschen, die er seit den 1970er-Jahren dokumentiert, begleitet und bis heute weitererzählt.  

Im Fokus seiner Erzählungen standen dabei die Geschichten von Menschen, die im Kindesalter den Schrecken von Auschwitz ausgesetzt waren. Mit viel Empathie und Ausdauer hat Meyer in vielen Jahrzehnten das Vertrauen der Überlebenden gewonnen und Lebensberichte gesammelt, die sonst womöglich für immer verloren gewesen wären. „Als ich mit 21 Jahren erstmals in Auschwitz war, habe ich mich unglaublich geschämt für das, was meine Vorfahren den Menschen angetan haben“, sagte Meyer. „Und ich wollte wissen, was mit den Kindern geschehen ist. Wer waren sie? Was ist aus ihnen geworden?“ Seine Schilderungen gehen unter die Haut: Geschichten von verlorener Kindheit, von Traumata und von der Kraft, weiterzuleben. Dabei geht es nicht nur um das Grauen der Vergangenheit, sondern auch um die Verantwortung der Gegenwart. Immer wieder betont Meyer, wie wichtig es sei, die Erinnerung wachzuhalten – gerade in einer Zeit, in der antisemitische Tendenzen in Europa wieder zunehmen.

Die Schülerinnen und Schüler reagierten betroffen, nachdenklich und dankbar zugleich. Auch im Anschluss an die Vorträge konsultierten ihn viele Heranwachsende, um persönliche Fragen zu stellen. Auch Lehrkräfte zeigten sich beeindruckt. „Alwin Meyer gelingt es, Geschichte greifbar zu machen – nicht nur mit Zahlen, sondern mit Gesichtern und Stimmen, die einen nicht loslassen und im Gedächtnis bleiben“, so eine Lehrkraft.

Die Vortragsreihe wurde in Zusammenarbeit mit dem Volksbund deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. organisiert und von der Geschwister-Gödde-Stiftung finanziert. Ziel ist es, junge Menschen für das Thema zu sensibilisieren und ihnen eine persönliche Begegnung mit der Geschichte zu ermöglichen. Zum Abschluss appellierte der 74-jährige Autor an das Publikum: „Hört zu, stellt Fragen, erinnert euch – damit so etwas nie wieder geschieht. Denn das Leben eines Menschen ist eine ganze Welt. Wenn wir vergessen, stirbt auch die Erinnerung – und damit ein Stück Menschlichkeit.“ Seine Worte hallen nach – nicht nur in den Klassenzimmern, sondern auch in den Herzen der Zuhörenden.

von Stefan Schneider

Vortrag Alwin Meyer
Vortrag Alwin Meyer
Vortrag Alwin Meyer